Ein übergeordnetes Ziel der ayurvedischen Lehre ist es, Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei werden radikale Fastenkonzepte die auf komplettem Nahrungsmittelverzicht basieren nicht als adäquate Methode angesehen, diesem Ziel näher zu kommen.
Hier sind einige Gründe, warum exzessive und nicht typgerechte Fastenkuren den ayurvedischen Prinzipien widersprechen:
1. Doshas geraten aus dem Gleichgewicht
Unterschiedliche Konstitutionen benötigen verschiedene Fastenkonzepte. Jeder Mensch hat verschiedene Bedürfnisse, einen anderen gesundheitlichen Hintergrund und ist konstitutionell einzigartig „ausgestattet“. Unsachgemäßes Fasten oder zu lange Fastenperioden können unsere Doshas triggern und ein Ungleichgewicht eher verstärken.

2. Herabgesetzte Verdauungskraft (Agni)
Das zentrale Thema der ayurvedischen Medizin ist die Aufrechterhaltung einer starken Verdauungskraft, die wir als „Agni“ bezeichnen. Eine drastische Reduktion von Nahrungszufuhr sowie unregelmäßige Mahlzeiten, die mitunter auch nicht zuträglich für unsere Konstitution sind, schwächen Agni und ziehen Verdauungsstörungen nach sich.
3. Ojas wird geschwächt
Das Immunsystem kann durch Fasten beeinträchtigt werden, insbesondere wenn es zu intensiv oder über längere Zeiträume hinweg durchgeführt wird. Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen, Stressreaktionen des Körpers sowie eine verminderte Zellregeneration können unser Immunsystem schwächen und einen Mangel an Ojas (Lebensenergie, Resilienz) hervorrufen.

4. Psychische Stabilität
Fasten kann mentalen Stress erzeugen und damit zu Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen führen, was wiederum den Körper-Geist-Zustand destabilisieren kann.
Der Ayurveda bietet sanftere Formen des Fastens an, die als gesundheitsfördernd betrachtet werden und darauf ausgelegt sind unseren Stoffwechsel zu stärken. Obwohl unser Körper beim Fasten an Gewicht und Umfang verlieren kann, stellt Fasten alleine keine nachhaltige Option für einen Gewichtsverlust dar, da der Zeiger der Waage in der Regel wieder nach oben ausschlägt, sobald man anfängt, sich wie gewohnt zu ernähren.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll eine ayurvedische Entlastungskur (z. B. Panchakarma) als Startpunkt und Basis für eine nachhaltige Ernährungsumstellung zu betrachten, um die Qualität unserer Körpergewebe zu verbessern und Reinigungsprozesse in Gang zu bringen.
Die grundsätzlichen Ziele einer ayurvedischen Entlastungskur sind folgende:
- Stärkung unseres Verdauungsfeuers / Metabolismus (Agni)
- Beseitigung von Stoffwechselrückstände (Ama)
- Umbau und Stärkung unserer Gewebe (Dhatus)
- Förderung unseres Zellstoffwechsels durch Öffnung unserer Körperkanäle (Srotas)
- Balance von Dosha Ungleichgewichten
Dabei berücksichtigen wir die jeweilige Konstitution sowie individuelle Bedürfnisse des Menschen. Zum Beispiel hat ein Kapha-Typ auch beim Fasten ganz andere Bedürfnisse als eine Vata-Konstitution.
Ein wichtiges Kriterium ist aber immer, dass unser Körpersystem beim Fasten in die Ruhe findet und unser Geist sich erholen kann. Stress und Angespanntheit hindern unseren Körper daran, Reinigungsprozesse in Gang zu setzen und Altes loszulassen. Daher sollte das Fasten mit Achtsamkeit durchgeführt werden, während wir auf die Signale unseres Körpers hören.

Schreibe einen Kommentar